Wie viel Protein braucht mein Hund? Die artgerechte Eiweißversorgung beim Hund

Viele Hundebesitzer denken beim Thema „Proteine für Hunde“ an extrem sportliche Wind- und Schlittenhunde, die scheinbar spielend leicht den Widerständen der Natur trotzen. Spätestens die Bilder spielender Rottweiler auf Social Media lassen Hundebesitzer in dem Glauben, Proteine wären nur für sportliche, muskulöse und junge Hunde wichtig. Diese Annahme ist jedoch verkehrt! Denn ein Proteinmangel hinterlässt bei jedem Hund gesundheitliche Spuren. Ganz egal, ob du einen Balljunkie oder eine Couchpotato zuhause hast – dein Hund braucht Proteine! Warum? Das erklären wir dir in diesem Beitrag!

1. Was sind Proteine und welchen Nutzen haben sie?

Protein ist für deinen Hund ein essenzieller Nährstoff, den er für verschiedene Stoffwechselprozesse benötigt. Das Eiweiß, das dein Hund über seine Nahrung aufnimmt, kann in seiner ursprünglichen Form nicht vom Organismus verarbeitet werden. Das Enzym der Bauchspeicheldrüse Trypsin zersetzt es in seine einzelnen Aminosäuren. Diese werden über den Darm in den Blutkreislauf abgegeben und von dort aus zur Leber befördert. Die Leber koordiniert und verarbeitet sie weiter in körpereigene Aminosäuren. Anschließend werden sie an ihre verschiedenen Zielorte transportiert, an denen sie Auf- und Umbaufunktionen erfüllen. Die körpereigenen Aminosäuren sind die Konstrukteure des Hundekörpers. Vor allem die Muskeln, Organe und Knochen benötigen Proteine, um zu wachsen und zu regenerieren. Aber auch im Blut, auf der Haut und im Fell ist dieser wichtige Nährstoff unverzichtbar. Sogar die Enzyme und Hormone deines Hundes basieren auf Proteinstrukturen, die ständig auf- und umgebaut werden müssen.

a) Essenzielle und nichtessenzielle Aminosäuren

Sowohl Menschen als auch Hunde benötigen einen gewissen Aminosäurenanteil, um wichtige Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Jedoch müssen nicht alle Aminosäuren über die Nahrung aufgenommen werden. Der Organismus ist in der Lage, körpereigene – nichtessenzielle – Aminosäuren zu produzieren.

Essenzielle Aminosäuren kann der Körper deines Hundes nicht eigens herstellen. Diese müssen über die Nahrung zugeführt werden. Dabei ist vor allem die Qualität anstatt der Menge von Bedeutung. Folgende essenzielle Aminosäuren dürfen in keinem Hundefutter fehlen:

  • Isoleucin
  • Leucin
  • Lysin
  • Methionin
  • Phenylalanin
  • Threonin
  • Tryptophan
  • Valin 

2. Alternative Proteinquellen 

Entgegen der Annahme, dass Hunde ihr Protein aus dem Fleisch von Rind oder Huhn ziehen sollten, ist die Eiweißversorgung auch auf alternativem Wege möglich. Hunde gehören zur Gruppe der Carni-Omnivore, sogenannte Allesfresser mit Präferenz für Fleisch. Als „Fleisch- und Allesfresser“ können sie Nährstoffe sowohl aus pflanzlichen als auch tierischen Quellen ziehen, wobei tierisches Protein als primäre Nahrungsquelle dient. Ihr Körper ist aber nicht nur in der Lage, Eiweiß aus Fleisch zu gewinnen. Hunde können auch Proteine aus Pflanzen oder Insekten verdauen. Aber Achtung: Protein ist nicht gleich Protein. Nicht alle Aminosäuren können aus allen pflanzlichen oder tierischen Quellen gezogen werden. Die Wahl der Proteinquelle ist mit Vorsicht zu treffen – vor allem in punkto Verträglichkeit. Hundebesitzer, die über eine vegetarische Ernährung für ihre Vierbeiner nachdenken, wollen wir an dieser Stelle jedoch auf den Aspekt der biologischen Wertigkeit von Eiweißen aufmerksam machen.

a) Die biologische Wertigkeit von Eiweißen

Die biologische Wertigkeit gilt als Maß dafür, wie effizient körperfremde Proteine vom Organismus in körpereigene Proteine umgesetzt werden können. Somit beschreibt die biologische Wertigkeit, wie einfach der Körper deines Hundes mit den aufgenommenen Proteinen arbeiten kann. Dabei bezieht sich die biologische Wertigkeit nur auf den Verdauungsprozess im Darm und misst, wie einfach die körperfremden Proteine abgebaut und absorbiert werden können. Wurden die Aminosäuren erst einmal absorbiert, können sie leicht in neue Proteine eingebaut werden – ganz gleich, welchem Ausgangsstoff sie entspringen. 

Aminosäuren sind in ihrer Struktur immer gleich. Den entscheidenden Unterschied macht die Struktur des Proteins. Je komplexer die Aminosäuren in der Proteinstruktur verbaut sind, desto schwieriger ist die Zersetzung für den Organismus. Aminosäuren, die leichter zugänglich sind, können schneller und einfacher verwertet werden.  Eine simple Proteinstruktur steht hierbei für eine höhere Wertigkeit.

Nun könnte man meinen, dass tierisches, herkömmliches Protein (Rind, Huhn, Milchprodukte etc.) hochwertiger sei, weil es den körpereigenen Strukturen ähnelt. Dies ist jedoch ein Trugschluss, da die biologische Wertigkeit nicht mit der Fleischqualität zusammenhängt. Sie trifft lediglich eine Aussage darüber, wie einfach das Protein verdaut werden kann. Damit es deinem Hund an nichts mangelt, sollte sowohl auf die Wertigkeit, das Aminosäurenprofil als auch die Fleischqualität geachtet werden.

b) Auf die Qualität kommt es an

Schließlich kommt es auch darauf an, woher die Eiweißquelle stammt. Wenn sie von einem Nutztier stammt, entscheiden Lebensbedingungen, Haltung und Pflege über die Qualität des Fleisches. Wer von herkömmlichen Quellen absehen will, kann seinen Hund auch auf alternativem Weg vollwertig ernähren. Vor allem Proteinquellen wie Insekten, Algen oder Nüsse verfügen über alle essenziellen Aminosäuren. Die Wertigkeit von Insekten steht der von Qualitätsfleisch in nichts nach. Auch eine Mischung aus tierischen und pflanzlichen Quellen eignet sich für Carni-Omnivore, da Pflanzen und Gemüse deinen Hund zusätzlich mit gesunden Vitalstoffen versorgen.

3. Wie viel Protein braucht mein Hund? 

Damit dein Hund seine körperlichen Stoffwechselprozesse problemlos durchführen kann, benötigt er eine Mindestmenge an hochwertigem Eiweiß. Dieser Minimalbedarf liegt bei einem adulten Hund bei ca. 2 bis 6 g Eiweiß pro Kg Körpergewicht (je nach Größe, Rasse und Aktivitätslevel) und Tag. Bei jungen Hunden, die sich mitten im Wachstum befinden, und trächtigen Hündinnen ist der Bedarf um ein Vielfaches höher. Vor allem wenn der Körper deines Hundes gezwungen ist, neues Gewebe zu bilden, wird eine erhöhte Menge an Aminosäuren notwendig. Bei einigen Erkrankungen ist es jedoch ratsam, ein Hundefutter mit niedrigem Proteingehalt zu wählen – beispielweise bei Nierenerkrankungen. Der exakte Proteinbedarf hängt von verschiedenen Faktoren und Lebensumständen ab, sodass im Zweifelsfall der Tierarzt zu Rate gezogen werden sollte.

a) Woran erkennt man einen Proteinmangel?

Erhält dein Hund zu wenig hochwertiges Protein über seine Nahrung, stellen sich Mangelerscheinungen ein. Zu wenig Eiweiß beeinträchtigt das Immunsystem und die Stoffwechselvorgänge im Körper deines Hundes, sodass umgehend ein Futter gewählt werden sollte, das den Bedürfnissen deines Vierbeiners gerecht wird. An folgenden Symptomen erkennst du einen Eiweißmangel:

  • Stumpfes, sprödes Fell
  • Hautreizungen und -infektionen
  • Durchfall
  • Parasitenbefall
  • Verstärktes Auftreten von Infektionskrankheiten
  • Trägheit
  • Abnehmende körperliche Leistungen
  • Bei Welpen: vermindertes Wachstum
  • Bei Hündinnen, die erst kürzlich geworfen haben: verminderte Milchproduktion 

b) Gibt es auch ein „Zuviel“ an Protein?

Oh ja, das gibt es. Ein Proteinüberschuss sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da er gesundheitliche Konsequenzen wie z. B. Organschädigungen für deinen Hund nach sich ziehen kann. Sowohl die Leber als auch die Niere sind aktiv an den Entgiftungsprozessen im Körper beteiligt. Bei der Verdauung von Eiweißen entsteht Ammoniak – ein hochgiftiges Abbauprodukt, das gefiltert und abtransportiert werden muss. 

Sind Niere und Leber überlastet oder vorgeschädigt, können die Reinigungsprozesse im Organismus des Hundes nicht ordnungsgemäß ablaufen, sodass sich diese toxischen Stoffe ansammeln. Übelkeit, Blähungen, Krampfanfälle und übelriechender Kot sind Anzeichen für ein „Zuviel“ an Protein. Eine Überversorgung kann ausgelöst werden, wenn dein Hund zu viel Protein über die Nahrung aufnimmt oder überwiegend minderwertige Proteine verdauen muss. Auch ein Ungleichgewicht oder ein Mangel einzelner Aminosäuren kann deinen Hund gesundheitlich einschränken. Achte daher immer auf einen ausgewogenen Proteinanteil. Als Orientierung kann der Rohproteinanteil auf der Verpackung dienen (max. 25 % für einen adulten Hund).

4. Der individuelle Proteinbedarf deines Hundes

Wie viel Protein ein Hund benötigt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Welpen benötigen zu Beginn ihres Lebens eine sehr proteinreiche Nahrung. Der Bedarf nimmt jedoch im Laufe der Monate ab. Für junge Hunde ist es wichtig, ein passendes Welpenfutter zu wählen, das auf die Wachstumsphase, die Rasse und das Gewicht des Welpen abgestimmt ist. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass Leistungs- und Arbeitshunde sowie tragende und säugende Hündinnen mehr Protein über die Nahrung aufnehmen als Hunde mit durchschnittlichem Energiebedarf.

Die prozentualen Anteile des Proteinbedarfs im Futter sind zwar wichtig, um eine Unterversorgung zu verhindern, Jedoch dürfen die Qualität des Eiweißes und die individuellen Bedürfnisse deines Hundes nicht außer Acht gelassen werden. Solltest du dir unsicher sein, ob dein Hund mit einer ausreichenden Menge an Aminosäuren versorgt wird, empfiehlt es sich, deinen Tierarzt um eine Rationsberechnung zu bitten.

Tags: Proteine

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